RISIKOPATIENTEN

 

Einen mittlerweile überdurchschnittlich großen Anteil am Patientenaufkommen stellen Risikopatienten dar. Das sind all jene Patienten, bei denen man aufgrund ihrer gesundheitlichen Situation von einer erhöhten Komplikationsrate ausgehen muss. Bei Patienten mit hohem Behandlungsrisiko muss der Arzt vor dem geplanten Eingriff aktiv Vorsichtsmaßnahmen treffen. Durch die Erhebung einer gründlichen Anamnese (Angaben zu Vorerkrankungen) und adäquater klinischer Untersuchung des Patienten kann das Behandlungsrisiko vor Beginn einer oralchirurgischen Therapie abgeschätzt werden.

Typische Risikofaktoren sind beispielsweise: ausgeprägte Herzerkrankungen, Zustand nach Revaskularisierung (Stent-Einlage), durchgemachte Endokarditis, Hypertonie, Diabetes mellitus, Gerinnungsstörungen, Antikoagulation (Einnahme blutgerinnungshemmender Medikamente), Allergien, Chemotherapie (Tumore, Rheuma), Bestrahlung (Radiatio), Immunsuppression, Patienten unter antiresorptiver Medikation (z.B. Bisphosphonate, Denusomab). Endoprothesen (künstliche Herzklappen, Gelenke, Stents, etc. ) Schwangerschaft [eine Schwangerschaft ist allgemein betrachtet keine Krankheit, bedarf aber einer besonderen Rücksichtnahme. So sollte in den ersten und letzten drei Monaten auf eine aufschiebbare zahnärztliche Behandlung verzichtet werden. Im mittleren Trimester sind jedoch viele Behandlungen durchaus möglich und durchführbar.]

In den genannten Fällen erfolgt die oralchirurgische Therapie, je nach Art der Vorerkrankung, nach sorgfältiger vorheriger, interdisziplinäre Planung in Zusammenarbeit mit dem behandelnden Hausarzt, Internisten oder Hämatologen.

Bitte bringen Sie aus den oben genannten Gründen bitte immer einen aktuellen Medikamentenplan und ggf. eine Auflistung der bei Ihnen festgestellten Erkrankungen mit. Ihr Hausarzt kann ihnen hierbei im Zweifelsfall helfen.

 

INTERDISZIPLINÄRE ZUSAMMENARBEIT

Bei der fächerübergreifenden oder interdisziplinären Zusammenarbeit sind mehrere unterschiedliche medizinische Fachbereiche beteiligt, die einer Fragestellung mit ihren jeweiligen Methoden nachgehen. Interdisziplinär bedeutet Methoden und Denkweisen einer anderen Fachrichtung mit einzubinden und mitzunutzen. Wesentlich für eine übergreifende Zusammenarbeit ist der Verständigungsprozess, der über Fachgrenzen hinweg stattfindet.

Sie dient der Risikominimierung bei der Behandlung von Patienten mit Vorerkrankungen oder laufenden Therapien, die außerhalb des eigenen Fachgebietes liegen, sowie der Klärung von Fragestellungen die in den Bereich anderer Fachrichtungen fallen.

Beispiele hierfür:

 

  • Bei einer Fokussuche im Kieferbereich werden mögliche Auslöser unklarer Beschwerden oder erhöhter Entzündungszeichen im Körper gesucht, deren Ursprung von einem erkrankten Zahn oder einer Infektion im Knochen oder Weichgewebe stammen können. Aber auch zur Vorbereitung und im Zusammenhang mit einer Chemotherapie, Antiresorptivatherapie, Schwangerschaft etc. wird zur Vorbeugung von entzündlich bedingten Komplikationen aufgrund möglicher bestehender chronischer Herderkrankungen eine Fokussuche notwendig.
  • Die Einstellung der Blutgerinnung bei Patienten die Antikoagulantien/blutverdünnende Medikamente einnehmen und bei denen eine Operation geplant ist erfolgt in Zusammenarbeit mit dem behandelnden Hämatologen oder Hausarzt, der alle notwendigen Befunde und patientenspezifischen Vorerfahrungen hat um eine fundierte Entscheidung fällen zu können.
  • Eine Therapie von Hoch-Risiko-Patienten kann in manchen Fällen nur in Anwesenheit eines Notfallmediziners (Standby) zur Prävention schwerwiegender Komplikationen und zur Vermeidung eines stationären Aufenthalts erfolgen.
  • Die heimatnahe Tumornachsorge nach Behandlungen an Tumorzentren (z.B. Würzburg, Erlangen, Nürnberg) kann z.T. ambulant durch heimatnahe Ärzte erfolgen.
  • Die Beurteilung und ggf. Weiterbehandlung von unfallbedingten Verletzungen im Zahn-, Kieferbereich werden nach initialer Therapie bei Unfall- oder Durchgangsärzten in Zusammenarbeit mit Oralchirurgen durchgeführt.