TRAUMATOLOGIE
Die orale Traumatologie befasst sich mit der Diagnostik und Versorgung von Kiefer-/ und Zahnfrakturen sowie der Versorgung von Platz-/ und Bisswunden. Häufig kommt es zu kombinierten Verletzungen unterschiedlichen Ausmaßes. Die Versorgung erfolgt abhängig vom Schweregrad der Verletzung und vom Allgemeinzustand des Patienten in örtlicher Betäubung oder Vollnarkose. Das Ziel der Behandlung besteht immer in der primären Wiederherstellung von Form und Funktion.
Zahnfrakturen / Zahntrauma
Das Wichtigste bei Zahnunfällen ist eine schnelle und richtige Erstversorgung. Werden zerstörte, ausgeschlagene oder verdrehte Zähne fachgemäß behandelt, können die meisten diese Zähne (auch komplett ausgeschlagene) über Jahre hinweg erhalten werden. Patienten mit akuten Zahnunfällen haben deshalb bei uns in der Praxis höchste Priorität. Bringen Sie bitte immer herausgeschlagene Fragmente oder Zähne, aufbewahrt in einem flüssigen Medium (z.B. spezielle Zahnrettungsbox aus der Apotheke, kalter H-Milch, feuchtes Tuch) mit. Meistens kann man Zahnfragmente repositionieren und wieder ankleben. Gelockerte oder ausgeschlagene Zähne werden repositioniert/ reimplantiert und durch Traumaschienungen stabilisiert und ruhiggestellt.
Kieferbruchversorgung
Frakturen des Kiefer-, Gesichtsbereiches können konservativ (= Ruhigstellung des Bruches über Kieferfrakturschienung) oder operativ versorgt werden.
Zur operativen Wiederherstellung stehen eine Vielzahl von Osteosynthesen (z. B. Schrauben, Frakturplattenosteosythesen, Drähte) verschiedener Materialien (z.B. Titan, resorbierbares Material, Stahl) zur Verfügung. Größtes Augenmerk gilt der Wiederherstellung der anatomischen Struktur und der Funktion. Die operative Versorgung im Gesichtsbereich findet immer über möglichst wenig sichtbare Zugänge z.B. durch die Schnittführung im Mund zur Vermeidung sichtbarer Narben statt. Lässt sich der Zugang zum Operationsgebiet über das Gesicht oder den Hals (= extraorale Schnittführung) nicht vermeiden, erfolgt dies möglichst immer über minimale Schnitte im Bereich vorhandener Hautfalten, wodurch ästhetisch hervorragende Ergebnisse erzielt werden können.
Ist die Fraktur verheilt, hat das zur Fixation verwandte Osteosynthesematerial seine Funktion erfüllt. Ob es in einem erneuten operativen Eingriff wieder entfernt werden sollte, ist vom verwendeten Material, dem gewählten Zugang und dem Alter des Patienten abhängig.
In der Regel empfehlen wir unseren Patienten eine Metallentfernung nach sechs bis zwölf Monaten.
Weichteilverletzungen
Platz-, Riss- und Bisswunden werden in der Regel sofort gereinigt und durch primäre Wundnaht mit feinem Nahtmaterial ggf. auch durch resorbierbare Mehrschichtnähte versorgt. Der optimalen Wiederherstellung von Funktion und Ästhetik wird hierbei selbstverständlich eine besondere Bedeutung beigemessen. Bestimmte Verletzungsmuster können dazu führen, dass Fremdkörper (z.B. Glas, Holz, Metall) in den Mund-, Kiefer- und Gesichtsbereich gelangen, deren Entfernung aufgrund ihrer Lokalisation zum Teil eine umfangreiche präoperative Diagnostik erfordern.
Verletzungen von Nerven
Hauptsächlich zwei Hirnnerven sind bei Verletzungen des Gesichtes gefährdet:
- N. facialis (Bewegungsnerv des Gesichtes)
- N. trigeminus (Gefühlsnerv des Gesichtes)
Liegt eine Läsion nervaler Strukturen vor, ist die schnellstmögliche mikrochirurgische Rekonstruktion, ggf. unter Zuhilfenahme von Nervtransplantaten gefordert. Die Versorgung zu einem späten Zeitpunkt erzielt deutlich schlechtere Ergebnisse. Sollte die Rekonstruktion des N. facialis nicht möglich sein, ist zu einem späteren Zeitpunkt die neuro-muskuläre Rekonstruktion in Kombination mit Physiotherapie möglich. Dieses sollte jedoch Ausnahmeindikationen vorbehalten sein.